Wir trauern um Klaus Rothgang

Am 31.10.2019 verstarb unser Genosse Klaus Rothgang.

Ein Nachruf von Siegfried Zilske:

Klaus wurde am 2. April 1947 geboren, trat als Abkömmling eine traditionsreichen Orsoyer SPD-Familie 1968 in unsere Partei ein und war bald einer der führenden jungen politischen Köpfe in Orsoy. Herausragende Themen waren seinerzeit die kommunale Neuordnung, wobei sich die Orsoyer besonders schwer taten, der Vereinigung zur neuen „Patchworkstadt“ Rheinberg zuzustimmen. Parallel dazu gingen die Auseinandersetzungen um die VEBA-Ansiedlung Im Orsoyer Rheinborgen los.

 

Nach der Kommunalwahl 1979 wurde Klaus zum neuen Vorsitzenden des Gesamt-Rheinberger Ortsvereins der SPD gewählt, eine Position, die er bis 1988 inne hatte. In diese Zeit fiel das Ende der VEBA-Pläne, der Streit mit der CDU um neue Gewerbeflächen an der Alten Landstraße, der Xantener Straße und der Bahnhofstraße (Graft / heute Amazon) sowie auf überregionaler Ebene der Kampf gegen die Nachrüstung. Klaus Rothgang trug wesentlich dazu bei, dass sich der Rheinberger OV nachdrücklich für eine Friedenspolitik und gegen den sog. NATO-Doppelbeschluss einsetzte.

 

Mich selbst hat er an seinem Geburtstag, am 2.4.1980, in die SPD aufgenommen, indem er mich zu Hause aufsuchte und mir das Parteibuch persönlich überreichte. Das fand ich toll. In meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender war er mit seinem Engagement und seinem manchmal brachialen Durchsetzungsvermögen eine entscheidende Stütze gerade bei schwierigen Entscheidungen. Er war ein Politiker, bei dem das Bauchgefühl eine große Rolle spielte, manchmal trotzig aufbrausend, aber aus meiner Sicht immer verlässlich, hilfsbereit und großzügig. Vielen Freunden und Bekannten hat er mit seiner Firma Unterstützung geboten.

 

Als gelernter KFZ-Mechaniker gründete er - die Gunst der Stunde nutzend - seine EDV-Firma BINFOS, die passgenaue Software für den Buchhandel und große Verlage entwickelte. Damit war er sehr erfolgreich und führte sein Unternehmen bis Ende der 80-er Jahre in eine beeindruckende Expansion. Viele „Promis“ gehörten zu seinem Bekanntenkreis, von Grass und Böll bis zu den großen Verlegern und Politikern. Den Grafiker Klaus Staeck konnte er 1988 für eine Ausstellung seiner Plakate im Alten Rathaus in Rheinberg gewinnen (s. Anhang).

 

Über sein großes Engagement bei den Orsoyer Schützen, der Feuerwehr und zuletzt besonders in der evangelischen Kirche weiß ich wenig, davon können andere besser berichten.

 

Anfang der Nuller-Jahre stürzte der Markt für die Produkte seiner Firma ab und sie musste Insolvenz anmelden. Seine geliebten, aber teuren Hobbys (u.a. Motorrad, Tontaubenschießen) musste er aufgeben.

 

Vor fünf, sechs Jahren ereilten ihn dann die Folgen seiner lange vernachlässigten Diabeteserkrankung, die ihn schließlich seinen rechten Unterschenkel kostete - bei seinem Gewicht eine Katastrophe. Trotzdem schleppte er sich regelmäßig zu dem monatlichen Gesprächskreis unserer AG 60plus, weil ihm der Kontakt zu uns wichtig war. Im Mai diesen Jahres kam dann die Diagnose Krebs hinzu. Er hat versucht dagegen anzukämpfen, aber diesen Kampf konnte er nicht mehr gewinnen.

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.