Der Vorschlag von CDU, Grünen und FDP, die Mitgliedschaft im Regionalverband Ruhrgebiet zu kündigen, trifft auf großes Unverständnis bei den Vorsitzenden der SPD-Fraktionen im Raum Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg (Wir4). „Dieser Vorschlag ist kaum nachzuvollziehen, denn er würde unsere Region, in der immerhin fast die Hälfte der Menschen im Kreis Wesel lebt, von der Entwicklung im Ruhrgebiet abschneiden, dem Innovationsschwerpunkt im Land NRW“ sagt Elke Buttkereit, Fraktionsvorsitzende aus Neukirchen-Vluyn. „Wir sind Niederrheiner und gehören nicht dem Ruhrgebiet an, ist kleinkariertes Denken auf den Rücken der Bürger und Bürgerinnen des Kreises. Die kulturelle Zugehörigkeit zur Metropole Ruhr zeigen die vielen Kulturprojekte wie die Internationale Garten Ausstellung 2027, Pattberg und Geleucht. Viele Moerser fühlen sich dem Niederrhein sowie der Industriekultur verbunden. Das Lebensgefühl hier hört nicht am Gartenzaun auf“ sagt Atilla Cikoglu, Fraktionsvorsitzender der SPD in Moers. „Was die Kooperation anscheinend nicht versteht, ist die Tatsache, dass das Ruhrgebiet einen gemeinsamen Wirtschaftsraum darstellt und nicht die Frage nach Aspekten wie ‚Heimat‘ beantworten will. Oder glaubt etwa jemand, dass ein Schalker dem BVB oder dem VfL-Bochum zujubelt, weil sie Vereine aus dem Pott sind?“, fragt Philipp Richter SPD-Fraktionsvorsitzender in Rheinberg. Jürgen Preuß, SPD-Fraktionschef in Kamp-Lintfort, erlebt die RVR-Austrittsdiskussion inzwischen zum wiederholten Mal. „Die Kooperation auf CDU, Grünen und FDP auf Kreisebene ist bekanntermaßen inhaltlich gescheitert. Aus lauter Verzweiflung versuchen CDU, Grüne und FDP, dieser Zusammenarbeit mit einem Thema erneut Leben einzuhauchen, das schon lange tot ist. Ich komme mir bei der Austrittsdiskussion wie in der x-ten Wiederholung eines schlechten Zombie-Films vor, gerade wenn man bedenkt, dass die Kooperation bewusst die Stimmen der AfD einkalkuliert,“ so Preuß weiter. Ebenfalls ärgerlich für die Sozialdemokraten: Wichtige Zukunftsthemen für den Kreis träten jetzt in den Hintergrund. Gewerbeansiedlungen mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen, die Digitalisierung oder die Verkehrswende würden nicht konsequent vorangetrieben. „Wir fordern alle Kreistagsmitglieder aus unserer Region auf, diesem unseligen Treiben ein Ende zu bereiten. Und auch wenn die inhaltliche Orientierungslosigkeit des Landrates Ingo Brohl inzwischen offenkundig ist, erwarten wir von ihm, bei diesem Thema im Interesse seiner Heimatregion ein klares Zeichen für den Verbleib im RVR zu setzen“ so die vier Sozialdemokraten.