Kiesausstieg: Die RAUS-Strategie

Der Kiesausstieg ist der einzige Weg, um dauerhaft Felder, Wiesen und Äcker am Niederrhein vor dem Raubbau zu retten. Doch wie kann das gelingen, wenn wir trotzdem weiter bauen wollen? In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich mit Fachleuten gesprochen und Forscher:innen interviewt. Das Fazit: Es geht, aber der Weg ist lang. Darum müssen wir uns jetzt aufmachen!

Ein beliebtes Argument der Kiesindustrie ist, dass man ohne Kies und Sand nicht bauen kann. Falsch. Es gibt Alternativen zu den sogenannten Primärrohstoffen, die direkt aus der Erde kommen. Es braucht jetzt vier Schritte, damit der Ausstieg gelingt: Ich nenne das die RAUS-Strategie.

R wie Recycling

Beim Recycling geht viel mehr. Das haben mir zum Beispiel Experten der re!source Stiftung bestätigt, die sich der Ressourcenschonung in der Bau- und Immobilienwirtschaft verpflichtet haben. Sie sind zudem guter Dinge, dass wir durch Recycling der anfallenden mineralischen „Abfälle“ Primärmaterialien nahezu komplett ersetzen könnten. Doch zu wenig ist bisher passiert als dass es unbestreitbare Abhandlungen darüber gäbe. Experten gehen aktuell davon aus, dass weniger als zehn Prozent der mineralischen Abfälle schlussendlich wieder den Weg zurück in ein Gebäude finden.

Quelle: Umweltbundesamt

 

Bringen wir die Kreislaufwirtschaft in NRW ordentlich in Schwung, haben wir einige Probleme weniger. Auch mit dem Abbau von Kies- und Sand am Niederrhein. Schwungvolle Kreislaufwirtschaft heißt dabei: Produkte und Rohstoffe so lange wie möglich zu nutzen und Abfälle zu vermeiden. Das geht durch Wiederverwendung und Reparatur. Ist das nicht möglich, müssen die Produkte ohne Verunreinigung in ihre Ausgangsstoffe zerlegt werden können, damit sie wiederverwendet und nicht verschrottet werden (Cradle to Cradle, abgekürzt C2C). Dazu komme ich später noch unter dem Aspekt Umbau statt Neubau.

A wie Alternativen

Nicht zu kurz kommen dürfen die Sekundärbaustoffe, die nicht aus recycelten Primärrohstoffen entstehen. Zum Beispiel als Nebenprodukt der Stahl- und Eisenproduktion. Ja, so etwas gibt es auch und macht die Gemengelage nicht weniger komplex.

Dabei ließe sich mit Eisenhüttenschlacken ein eigenes Kapitel füllen. Schlacken sind nämlich ein echter Multifunktionsrohstoff. Verbaubar in Asphalt und Beton können Schlacken sogar Zement ersetzen und werden zudem auch gerne als Düngemittel genutzt. Rund 12,5 Millionen Tonnen Eisenhüttenschlacken werden in Deutschland jährlich erzeugt. Allein in Deutschland konnte man damit in den vergangenen 70 Jahren über 600 Millionen Tonnen natürlicher Gesteinsrohstoffe ersetzen. Und auch die Ökobilanz spricht für sich, zumal Primärrohstoffe nicht per se besser sind. Auch sie können natürlich belastet sein.